Chaje Ruchel Windler (Holmes)
Geb. am: |
02. Mai 1914 |
Fakultät: |
Philosophische Fakultät |
Kategorie: |
Vertriebene Studierende |
Chaje Ruchel (genannt "Rosl") WINDLER (verh. HOLMES), geb. am 2. Mai 1914 in Ciescanòv, Galzien/Österreich-Ungarn [Cieszanów, Landkreis Lubaczów, Wojwodschaft Karpartenvorland/Polen] (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Tochter von Abraham (Handelsagent, verstorben) und Anna Windler (Handelsagentin), wohnte in Wien 7, Breitegasse 16. Nach ihrer Reifeprüfung am Mädchen-Realgymnasium der Gesellschaft der Schwarzwald‘schen Schulanstalten in Wien 1, Wallnerstraße 9, nahm sie im Wintersemester 1933/34 ein Studium an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien auf, belegte vor allem Vorlesungen in Psychologie, Philosophie, Geschichte und Romanistik und war zuletzt im Wintersemester 1937/38 im 8. und letzten Studiensemester inskribiert (Absolutorium wurde am 4. November 1938 ausgestellt).
Nach dem "Anschlus" wurde sie jedoch aus rassistischen Gründen nicht mehr zu den Rigorosen, den Abschlussprüfungen, zugelassen, konnte ihr Studium nicht mehr abschließen und wurde ohne Studienabschluss von der Universität Wien vertrieben.
Sie war in der Sozialistischen Jugendbewegung engagiert, gemeinsam mit ihrer Freundin Gertrude Falk. Sie musste 1938 Wien und Österreich verlassen und konnte mit ihrer Mutter nach Großbritannien emigrieren.
Sie fand Arbeit als Hausmädchen, ging aber bald nach London, wo sie die Sekretärin von Teddy Kollek wurde, dem späteren Langzeitbürgermeister von Jerusalem/Israel, damals leitete er das "Youth Aliyah" Büro in London. Über eine Zeitungsannonce "Tausche Englischstunden für Deutschstunden" lernte sie ihren späteren Mann, Geoffrey Holmes (1918-2008), kennen.
Rosl Holmes bildete sich weiter und wurde nach dem Krieg Psychiatric Social Worker in Manchester. 1949 kam dann ihr Sohn, Peter Holmes, zur Welt. Sie arbeitete später in der Kinderberatungsstelle der Stadt Sheffield bis zu ihrer Pensionierung. Traumatisiert durch die Ereignisse 1938 hatte ihre Gesundheit gelitten und sie kränkelte ständig. Am 3. November 1974 starb sie an einem Herzinfarkt.
Lit.: POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 500; freundlicher Hinweis ihres Sohnes, Peter Holmes, Brighton/UK 2012.
Herbert Posch