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Eduard März

Geb. am: 21. Dezember 1908
Fakultät: Juridische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende
Eduard MÄRZ, geb. am 21. Dezember 1908 in Lemberg/Österreich-Ungarn, später Polen [heute Lwiw/Ukraine] (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Sigmund März (Uhrmacher), wohnte in Wien 19, Hungerbergstraße 10/6, war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Juridischen Fakultät im 6. Studiensemester inskribiert. Er hatte nach Absolvierung der Textilfachschule eine Zeit in der Textilindustrie gearbeitet und auch ein Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule für Welthandel (heute: Wirtschaftsuniversität Wien) absolviert und 1933 mit dem akademischen Grad "Diplomkaufmann" (Dkfm.) abgeschlossen. Danach inskribierte er an der Juridischen Fakultät der Universität Wien und studierte Staatswissenschaften bis er im Sommersemester 1938 aus politischen und rassistischen Gründen die Universität verlassen mußte. Eduard März war schon seit den frühen 1930er Jahren linkssozialistisch aktiv gewesen und konnte dies auch unter den austrofaschistischen Bedingungen noch fortsetzen, u.a. dank Viktor Matejka als Vortragender für Nationalökonomie an der Volkshochschule Ottakring, erhielt aber im Austrofaschismus ab 1936 wegen seiner marxistischen Auffassungen Lehrverbot. Er war seit 1934 verheiratet mit Gertraud Ruth März (geb. Bleier), die 1938 an der Medizinischen Fakultät studierte und ebenfalls von der Universität Wien vertrieben wurde. Eduard März war zur Finanzierung seines Studiums nebenberuflich für die neugegründete Wiener Filiale der aufstrebenden amerikanischen Büromaschinenfirma International Business Machines Corporation - IBM - tätig gewesen war und konnte dank der Unterstützung seines Arbeitgebers 1938 kompliziert aber erfolgreich über die Schweiz, Holland, Dänemark, Polen und Bulgarien in die Türkei gelangen, und später 1940 über Odessa, Kiew, Moskau mit der transsibirischen Eisenbahn nach Wladiwostok und von dort per Schiff über Japan nach Vancouver und Seattle emigrieren, bevor er Silvester 1940/41 in New York ankam. In der USA diente er als Soldat bei der US-Marine. Währenddessen wurde wenige Monate nach dem sogenannten "Anschluss" im August 1938 in Wien seine Tochter Elisabeth geboren, die er erst fast dreijährig in den USA persönlich kennenlernte. Seine Frau konnte mit der gemeinsamen Tochter Ende Dezember 1938 in die Schweiz (Genf) emigrieren, wo sie ihr Studium abschließen und an der Université de Geneve noch promovieren konnten. Im April 1941 konnten sie von Genf über Südfrankreich Spanien und Portugal auch in die USA emigrieren. 1947 kam in Boston/Mass. Sohn Richard Otto zur Welt (später Prof. an der Universität Wien bzw. Medizin Universität Wien). 1948 konnte auch Eduard März sein Studium mit einem Ph.D. an der renommierten Harvard University in Boston beenden, wo er bei Joseph Schumpeter dissertierte. Er beendete seine Tätigkeit bei IBM und lehrte an mehreren amerikanischen Hochschulen in den Fächern theoretische Nationalökonomie, Geldtheorie und Wirtschaftsgeschichte. Die Familie kehrte 1953 nach Österreich zurück. Das Doktorat seiner Frau wurde an der Universität Wien 1953 nostrifiziert (1979 wurde sie Medizinalrat). Eduard März wurde zunächst Konsulent des österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung und der Creditanstalt, dann von 1957-1973 Leiter der von ihm aufgebauten Wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung der Arbeiterkammer Wien. Die angestrebte Habilitation an der Universität Wien blieb ihm versagt, aber 1971-1973 war er Gastprofessur an der Universität Salzburg und lehrte später als Honorarprofessor an den Universitäten Linz, Salzburg und Wien. Er starb am 9. Juli 1987 in Wien. An seinem 25. Todestag fand 2012 ein Gedenksymposion [http://www.univie.ac.at/zeitgeschichte/17-12-2012-gedenken-zum-25-todesjahres-v-on-karl-r-stadler-und-eduard-marz/] statt, veranstaltet vom Ludwig-Boltzmann-Institut für Historische Sozialwissenschaft, dem Karl-Renner-Institut und dem Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien.

Lit.: freundlicher Hinweis seiner Tochter Mag. Eveline Elisabeth März, 2013; Familie März 1938, in: Jüdisches Echo 1987; Nachruf von Günther Chaloupek; wikipedia; ; KNIEFACZ/POSCH 2017a; KNIEFACZ/POSCH 2017b.


Herbert Posch


Nationale von Eduard März, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Eduard März, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Eduard März, Wintersemester 1937/38 (2. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Eduard März, Wintersemester 1937/38 (2. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Eduard März, Sommersemester 1938 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Eduard März, Sommersemester 1938 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Universitätsarchiv Wien

Eduard März mit seiner Frau Gertraud Ruth März und ihrer Tochter Eveline Elisabeth März, bei Boston 7. August 1942 (c) Eveline Elisabeth März

Eduard März, US Navy, 1944 (c) Eveline Elisabeth März

Richard Otto und Eveline Elisabeth März, die Kinder von Gertraud Ruth und Eduard März, Harvardevens/Mass., Spätsommer 1948 (c) Eveline Elisabeth März

Richard Otto und Eveline Elisabeth März, die Kinder von Gertraud Ruth und Eduard März, Harvardevens/Mass., Frütsommer 1949 (c) Eveline Elisabeth März
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