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Otto Karl Josef Zdansky

Geb. am: 28. November 1894
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Doktorgradaberkennung

Otto Karl Josef ZDANSKY, geb. am 28. November 1894 in Wien, als Sohn von Karl Zdansky (Kaufmann) und Katharina Ottilie Zdansky, geb. Wertheim, studierte von 1912 bis 1914 an der Technischen Hochschule Wien Ziviltechnik, war dann im Ersten Weltkrieg 1914-1918 im Militärdienst gewesen und begann ab Wintersemester 1918/19 an der Universität Wien Zoologie, Botanik und Paläobiologie zu studieren, während sein älterer Bruder Erich Zdansky (1893-1978) an der Univerität Wien Medizin studierte.

Im Frühjahr 1920 kam er mit einer Gruppe Wiener Studierender nach Schweden, die von der Studentenvertretung der Universität Uppsala als humanitäre Aktion eingeladen worden war. Otto Zdansky erhielt dort die Möglichkeit im Institut für Paläontologie mitzuarbeiten und neben der Vorbereitung seiner Wiener Dissertation über Schildkröten-Schädelknochen war er aber in Uppsala auch in die Ordnung und Präparierung chinesischer fossiler Knochenfunde ("dragon bones") eingebunden, die damals aktuell vom Geologen J. G. Andersson aus China nach Uppsala gesendet worden waren um die Finanzierung einer größeren Grabungskampagne in China anzuregen.

Im Herbst 1920 kehrt Otto Zdansky nach Wien zurück, wo er seine Dissertation erfolgreich verteidigte und am 21. März 1921 an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien den Grad eines "Dr. phil." in Paläontologie erwarb (Dissertation: "Über die Temporalregion des Schildkrötenschädels", Betreuer: Prof. Othenio Abel und Prof. Carl Diener).

Unmittelbar nach der Promotion wurde Zdansky von Professor Wiman aus Uppsala eingeladen, für die dreijährige schwedische Grabungskampagne nach China zu gehen, um die Grabung wissenschaftlich zu begleiten und die Grabungsfunde wissenschaftlich zu bestimmen - eine unbezahlte aber wissenschaftlich interessante Aufgabe. So leitete Zdansky ab 1921 die ersten Ausgrabungen der geologischen Behörde Chinas in der Unteren Höhle von Zhoukoudian, wo Ende der 1920er-Jahre mehrere Schädel von 400.000 bis 500.000 Jahre alten Fossilien der Gattung Homo freigelegt wurden. Als Assistent von Johan Gunnar Andersson entdeckte er 1921 in Zhoukoudian den ersten fossilen Zahn, 1926 einen weiteren, die er beide 1927 im Bulletin of the Geological Survey, China, als Zähne eines fossilen Vertreters der Gattung Homo beschrieb. Später wurden sie Homo erectus zugeordnet.

Nach Grabungsende arbeitete er 1924 bis 1927 in Uppsala (Schweden) als technischer Assistent, heiratete im November 1927 die Schwedin Gerda Kristina Andersson und am 11. August 1929 wurde Sohn Göran Otto in Uppsala geboren.
Otto Zdansky war bereits ab 1927 als Lehrbeauftragter, später als Professor für Paläontologie und Paläoanthropologie, an die Ägyptische Universität in Kairo berufen worden, wo er bis 1950 blieb.

In der NS-Zeit, als er als Professor in Kairo arbeitete, wurden ihm, seiner Frau und seinem Sohn zum Jahreswechsel 1940/41 aus rassistischen Gründen die Deutsche Staatszugehörigkeit aberkannt woraufhin ihm 1941 an der Universität Wien auch der Doktorgrad aberkannt wurde, da er im Nationalsozialismus "als Jude als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig" galt. Zur gleichen Zeit wurde sein älterer Bruder Erich Zdansky (1893-1978) nur als "Mischling 2. Grades" verfolgt, ihm wurde zwar die venia legendi aberkannt, er konnte aber bis 1945 am Wiedener Spital in Wien weiterarbeiten.
Erst lange Jahre nach der Aberkennung und sehr lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde Otto Zdansky der Doktorgrad (posthum) wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung für "von Anfang an nichtig" erklärt.

Otto Zdansky konnte seine akademische Karriere aber ungehindert fortsetzen und ging 1951 aus Ägypten wieder zurück nach Schweden, wo er am Evolutionsmuseum der Universität Uppsala seine Sammlungen aus den Grabungen in Zhoukoudian auswertete und bearbeitete.

Porf. Dr. Otto Zdansky starb am 26. Dezember 1988 in Uppsala/Schweden.


Lit.: Archiv der Universität Wien, Rigorosenakt und -protokoll PH RA 4988, Promotionsprotokoll PHIL, Rektorat GZ 1457 ex 1939/40; POSCH 2009, 275, 497f.; Vincent L. MORGAN, Spencer G. LUCAS, Walter Granger 1872-1941. Paleontologist, in: New Mexico Museum of Natural History, Bulletin Nr. 19 (2002), 21-23; Pierre-François PUECH, Peking Man Teeth and Otto Zdansky.


Katharina Kniefacz, Herbert Posch


Otto Zdansky (c) Museum of Natural History, Bulletin Nr. 19, 2002 [[http://web.archive.org/web/20110604152132/http://users.rcn.com/granger.nh.ultranet/bulletin/MorganLucas3.pdf]

Otto Zdansky, (c) Odile Jacquin

Aufforderung zu Doktorgradaberkennung von Otto Zdansky, Reichserziehungsministerium Berlin an Rektorat Universität Wien vom 1. Nevember 1940, © Archiv der Universität Wien RA GZ 1457 ex 1939/40

Aufforderung zu Doktorgradaberkennung von Otto Zdansky, Reichserziehungsministerium Berlin an Rektorat Universität Wien vom 1. Nevember 1940, © Archiv der Universität Wien RA GZ 1457 ex 1939/40

Otto Zdansky, Lebenslauf von 1921 aus dem Rigorosenakt, © Archiv der Universität Wien RigAkt PHIL 4988

Otto Zdansky, Lebenslauf von 1921 aus dem Rigorosenakt, © Archiv der Universität Wien RigAkt PHIL 4988

Otto Zdansky, Dissertationsgutachten von Prof. Othenio Abel, 1921, © Archiv der Universität Wien RigAkt PHIL 4988
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