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Gerhard Emil Leopold Tintner

Geb. am: 29. September 1907
Fakultät: Juridische Fakultät
Kategorie: Doktorgradaberkennung
Gerhard Emil Leopold TINTNER, geb. am 29. September 1907 in Nürnberg/Deutschland [heimatberechtigt in  Wien], gest. am 13. November 1983 in Wien, war der Sohn von Leopold und Karoline Tintner. Er studierte an der Juridischen Fakultät der Universität Wien und erwarb am 22. Dezember 1930 den Grad eines Dr. iur..

Er studierte an der London School of Economics und erhielt 1934 bis 1936 ein Fellowship der Rockefeller Foundation, mit dem er in Harvard, Columbia, Chicago, Stanford und an der University of California in Berkeley studierte. Seine Studienzeit verbrachte er zum Teil auch am Institut Henri Poincaré in Frankreich und in Cambridge/Großbritannien.
1936 war Tintner Mitarbeiter des Instituts für Wirtschafts- und Konjunkturforschung in Wien und Forschungsstipendiat an der Cowles Commission for Research in Economics. Zwischen 1937 und 1939 war er Assistant Professor für Ökonomie und Mathematik am Iowa State College.
1941 heiratete Gerhard Tintner Leontine Roosevelt Camprubi. Das Paar bekam einen Sohn, Phillip.

Am 17. Juli 1942 wurde ihm der an der Universität Wien erworbene Doktorgrad aus rassistischen Gründen aberkannt, da er im Nationalsozialismus 'als Jude als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig' galt.

Gerhard Tintner wurde 1939 zum Associate Professor und 1946 zum Professor (bis 1962) für Ökonomie, Mathematik und Statistik am Iowa State College ernannt. Parallel arbeitete er 1942 als Berater des Office of Strategic Services in Washington, D.C., 1943 als Mitarbeiter des Office of European Economic Research in New York City und 1944 als Statistiker am US- Landwirtschaftsministerium in Washington.
Erst 13 Jahre nach der Aberkennung und lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ihm der Doktorgrad  am 15. Mai 1955 wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung für 'von Anfang an nichtig' erklärt.

Mithilfe eines Stipendiums der Ford Foundation kehrte er 1956/57 als Gastprofessor an die Universität Wien zurück. 1962 wechselte er von der Iowa State University an die University of Pittsburgh und wurde ein Jahr später Distinguished Professor of Economics and Mathematics an der University of Southern California. Von 1973 bis zu seiner Pensionierung 1978 war er Honorarprofessor und Leiter des Institut für Ökonometrie an der Technischen Universität Wien.

Gerhard Tintners Hauptarbeitsgebiet war jenes der ökonomischen Theorien und dessen Verbindung mit Statistik und Mathematik. Unter anderem mit seinem „Handbuch für Ökonometrie“ gilt als einer der Begründer dieses Fachbereichs. Er hatte Gastprofessuren in zahlreichen Ländern inne, war Mitglied der Econometric Society, des Institute of Mathematical Statistics und der American Statistical Association. Für seine wissenschaftlichen Leistungen erhielt er 1969 den John R. Commons Award von Omicron Delta Epsilon, der International Honor Society in Economics, und ein Ehrendoktorat der Friedrichs Wilhelm Universität in Bonn/Deutschland.

Gerhard Tintner starb am 13. November 1983 in Wien.
Teilnachlässe befinden sich an der Technischen Universität Wien sowie an der Iowa State University.

Lit.: STADLER I 2004 [1988], 238, 248, 251, 267; STADLER 2004 [1988], 399f, 402, 406, 411f; FEICHTINGER 2001, 159, 200, 243-245, 250; Gerhard Tintner Papers, Special Collections Department, Iowa State University Library.


Katharina Kniefacz

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