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Franz Höllering

Geb. am: 09. Juli 1896
Fakultät: Juridische Fakultät
Kategorie: Doktorgradaberkennung
Franz HÖLLERING, geb. am 9. Juli 1896 in Baden/Niederösterreich, hatte im Ersten Weltkrieg in der Österreichisch-Ungarischen Armee gedient. Als er seine pazifistischen Ansichten geäußert hatte, wurde er an einen anderen Posten versetzt. Er blieb nach dem Krieg zunächst in Wien, wo er am 16. Juli 1921 an der Juridischen Fakultät der Universität Wien den Grad eines Dr. iur. erwarb.
Anschließend zog er nach Berlin, wo er eine erfolgreiche Karriere als Journalist und Herausgeber begann: er gab Ende der 20er Jahre mit Bertold Brecht und John Heartfield in Berlin die Zeitung 'Arena' heraus und fungierte bis 1931 als Chefredakteur der 'Berliner Zeitung am Mittag'.
1915 wurde seine Tochter Helga Franziska Höllering, 1929 sein Sohn Michael Georg Höllering geboren. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933, publizierte er Beiträge über die Kriegsabsichten der Nationalsozialisten und flüchtete vor der Verfolgung durch die Gestapo nach Prag/Tschechoslowakei. Zur Entlassung von Franz Höllering, der als Chefredakteur der 'Berliner Zeitung am Mittag' kritisch über Hitlers Luftflotte berichtet hatte, schrieb Carl v. Ossietzky:
"[...] niemand, der nicht der Presse beruflich verbunden ist, kann die Tragweite des Falles Höllering beurteilen. [...] Jeder Redakteur eines noch republikanischen bürgerlichen Blattes wird sich danach fragen, ob er es noch in Zukunft wird wagen dürfen, eine Nachricht zu bringen, die Hitler unangenehm ist und vielleicht sogar ein Stirnrunzeln hoher militärischer Stellen hervorruft. […] Das sind die unerhört weitreichenden Folgen des Falles Höllering, und deshalb ist das Verhalten des Hauses Ullstein mehr als ein Irrtum deroutierter Geschäftsleute. Es ist die skandalöseste Kapitulation vor dem Nationalsozialismus, die bisher zu verzeichnen war. Es ist ein Verbrechen an der deutschen Pressefreiheit, mitten in ihrer schwersten Krise." ["Der Fall Franz Höllering", in: Die Weltbühne, 5. Januar 1932, S. 1ff]
In der Tschechoslowakei wurde Franz Höllering Chefredakteur der bis 1938 erscheinenden Tageszeitung 'Prager Mittag'. 1938 emigrierte er nach New York/USA. Seine Tochter Franziska Höllering (später Helga Francis Havas), die an der Medizinischen Fakultät studierte, wurde 1938 von der Universität Wien vertrieben.  Am 17. Juli 1942 wurde ihm der Doktorgrad aus rassistischen Gründen aberkannt, da er im Nationalsozialismus 'als Jude als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig' galt.
Im Zweiten Weltkrieg war er Leiter der Übersee-Abteilung im Office of War Information in New York. Nach Kriegsende arbeitete er zunächst als Übersetzer, und machte Karriere als bekannter Filmkritiker, Drehbuchautor und Schriftsteller. 1953 lernte er bei einem Besuch in Deutschland Amalie Margret Grisar kennen und kehrte aus dem Exil in USA nach Deutschland zurück, um sie zu heiraten und eine Familie zu gründen. Im Oktober 1954 wurde ihre erste gemeinsame Tochter Franziska Martina Höllering geboren, am 3. September 1955 die zweite Tochter Stefanie Theresa Höllering.

Erst 13 Jahre nach der Aberkennung und lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ihm der Doktorgrad  am 15. Mai 1955 wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung für 'von Anfang an nichtig' erklärt. Franz Höllering starb am 11. Jänner 1968 in München.


Lit.: freundlicher Hinweis seiner Tochter Franziska Martina Hoellering, Deutschland, 2013; SCHOENBERNER/KESTEN 2008, 281.

Katharina Kniefacz und Herbert Posch

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