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Walter Zweig

Geb. am: 30. Oktober 1872
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene WissenschafterInnen
Walter ZWEIG, geb. am 30. Oktober 1872 in Brünn, Mähren/Österreich-Ungarn [Brno, Tschechische Republik], war 1938 Privatdozent ("Pd.tit.ao.Prof.") mit dem Titel eines ausserordentlichen Professors für Innere Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Walter Zweig, Sohn von Ignaz Zweig (1837-1913) und Jenny, geb. Singer (1846-1924) hatte nach der Matura am Brünner Gymnasium ab 1890 an der Universität Wien Medizin studiert und promovierte dort am 10. Juni 1896 zum "Dr. med. univ.". Daraufhin assistierte 1896-1901 in Wien (drei Jahre Aspirant an der Klinik Prof. Hermann Nothnagel, dann ein Jahr an Abteilung Prof. Albert Mosetig) und Berlin (zweieinhalb Jahre Assistent an der Klinik für Magen- und Darmkrankheiten bei Prof. Ismar Boas). Er heiratete 1903 Marianne Antonie Stern (1876-1957) und 1904 wurde ihr Sohn Konrad (1904-1980) geboren. Ab 1900 war er Leiter der Abteilung für Magen- u. Darmkrankheiten am Kaiser-Franz-Josef-Ambulatorium in Wien, dessen Direktor er ab 1929 war. Er hatte sich 1909 für Innere Medizin an der Universität Wien habilitiert (mit besonderer Berüchsichtigung der Verdauungskrankheiten) und erhielt im Juni 1932 den Titel eines ausserordentlichen Professors ("Pd. tit. a.o. Prof.").
Er forschte, lehrte und publizierte besonders zu Magen- und Darmerkrankungen. Er publizierte u.a. "Die Therapie der Magen- und Darmkrankheiten" (1907) u. "Die Erkrankungen des Darmes" (1949) und war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und der Gesellschaft für Innere Medizin Wien. 1936 bis 1938 unterstützte er in Wien seinen ehemaligen Berliner Professor, Ismar Boas (Begründer Gastroenterologie und deren erster Fachzeitschrift, des Archivs für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten) nach dessen Vertreibung aus dem nationalsozialistischen Deutschland. 1938 wurde er selbst nach der Machtergreifung des Nationalsozialismus in ÖSterreich aus rassistischen Gründen verfolgt und am 22. April 1938 seines Amtes enthoben und von der Universität Wien vertrieben. Seine "venia legendi" wurde vorerst "ruhend gestellt" und am 22. Juni 1938 definitiv entzogen. Er musste aus Wien fliehen und konnte mit Frau und Sohn nach Großbritannien emigrieren und sie lebten dort in Kensington, London. Walter Zweig starb 80jährig am 24. September 1953 im Nelson Hospital in  Surrey, England/Großbritannien.


Lit.: Archiv der Universität Wien, Rektorat GZ 677 ex 1937/38, ONr 123, Personalblatt S 304.1455; MÜHLBERGER 1993, 36; MERINSKY 1980, 291-292; BLUMESBERGER 2002, 1527; Van Swieten Blog; www.geni.com; FISCHER 1932/1933, 1734, REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2022; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien 04/2020; freundlicher Hinweis von Dr. Harro Jenss, Worpswede 11/2020.


Herbert Posch


Zweig Walter, Aberkennung venia legendi, 1938 © Archiv der Universität Wien

Zweig Walter, Aberkennung venia legendi, 1938 © Archiv der Universität Wien
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