Universität Wien - Startseite

Erich Zdansky

Geb. am: 14. Juni 1893
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene WissenschafterInnen

Erich Otto Ludwig ZDANSKY, geb. am 14. Juni 1893 in Wien, gest. am 21. November 1978 in Basel (Schweiz), war 1938 Privatdozent für Medizinische Radiologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien.

Er wurde im Nationalsozialismus aus sogenannten "politischen" Gründen (als "Mischling 2. Grades") verfolgt und am 2. Dezember 1938 seines Amtes enthoben und von der Universität Wien vertrieben.
 

Erich Otto Ludwig Zdansky, Sohn von Karl Zdansky (Kaufmann) und Katharina Ottilie Zdansky, geb. Wertheim, besuchte das Gymnasium in Wien, maturierte 1912[1] und studierte anschließend Medizin an der Universität Wien. 1914 rückte er in den Ersten Weltkrieg ein, wobei er in Galizien und Russisch Polen im Einsatz war und am 22. November 1914 in russische Kriegsgefangenschaft geriet. Aus dieser wurde er am 3. April 1918 entlassen. [2] Nach Kriegsende setzte er seine Studien fort und promovierte 1920 zum Dr. med. an der Universität Wien, um anschließend am Institut für experimentelle Pathologie unter Richard Paltauf tätig zu sein. 1922 ging er als Assistent an die Universität Basel, wobei er nun unter Paltaufs Schüler Robert Doerr arbeitete. Zwei Jahre später kehrte er wieder nach Wien zurück und war nun an der Röntgenabteilung der I. Medizinischen Universitätsklinik am Allgemeinen Krankenhaus (AKH) unter der Leitung von Karel Frederik Wenckebach tätig. Zdansky widmete sich hier insbesondere der dynamisch-funktionellen Darstellung des Herzens, der großen Gefäße und der Lunge im Röntgenbild. [3] Er heiratete am 30. Juli 1927 in der Pfarre Wien-Alservorstadt Dr. med. Rosalia Kalowa. Nach seiner Habilitation an der Universität Wien 1933[4] leitete er ab 1937 das Röntgeninstitut des Wiedener Krankenhauses. [5]

Der "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich zeitigte vorerst keine Konsequenzen für Zdansky. Mit Erlass vom 2. Dezember 1938 widerrief das Ministerium für innere und kulturelle Angelegenheiten allerdings seine venia legendi an der Universität Wien. [6] da er gemäß der "Nürnberger Rassengesetze" nicht als "Arier" galt. [7] Sein Großvater mütterlicherseits, Univ.-Prof. Dr. Theodor Wertheim (1820-1864, konvertiert zu röm.-kath. 1854), sei "Halbjude" gewesen und hatte sich laut Zdansky "erst in späteren Jahren […] taufen lassen." [8] Seine Funktion am Wiedener Spital konnte er allerdings weiter ausüben. [9]. Seinem Bruder Otto Zdansky (1894-1988) wurde hingegen 1940/41 der 1921 erworbene Doktorgrad sowie die Staatsbürgerschaft aus rassistischen Gründen aberkannt.[9a]

Nach Kriegsende erfolgte seine Rehabilitierung und das Staatsamt für Volksaufklärung verlieh ihm per 10. September 1945 wieder seine venia docendi. [10] Im gleichen Jahr avancierte er zum Leiter der Röntgenabteilung der Krankenanstalt Rudolfstiftung und erhielt den Titel eines ao. Prof. Zwei Jahre später wurde er Vorstand des Zentralröntgeninstituts im AKH[11] und Extraordinarius an der Universität Wien. [12] Er erwarb sich v. a. durch seine Arbeiten zur Angiokardiographie Verdienste und richtete am AKH erstmals eine strahlentherapeutische Bettenstation ein. Als er 1954 einen Ruf als Ordinarius an die Universität Basel annahm, kam es zur Auflassung dieser Station. An der Universität Basel verblieb er bis zu seiner Emeritierung 1965.

Als Zdanskys wichtigstes Werk gilt seine 1939 veröffentlichte Arbeit zur "Röntgendiagnostik des Herzens und der großen Gefäße". Er war von 1951 bis 1953 Präsident der Österreichischen Röntgengesellschaft. [13]

Prof. Dr. Erich Zdansky starb am 21. November 1978 in Basel (Schweiz).


Lit.: Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA)/ Archiv der Republik (AdR)/Personalakt Zdansky, ÖStA/Allgemeines Verwaltungsarchiv (AVA), Personalakt Zdansky; Archiv der Universität Wien (UA), Medizinische Fakultät MED PA 566, MED GZ 1200 ex 1938/39; MED 160 ex 1944/45, Personalblatt Senat S 304.1434; WER 1951; MERINSKY 1980; Michael HUBENSTORF, Medizinische Fakultät 1938–1945, in: Gernot Heiß u.a. (Hg.), Willfährige Wissenschaft. Die Universität Wien 1938 bis 1945, Wien 1989, 233–282; MÜHLBERGER 1993, 36; CZEIKE 1992-1997 [2004], Bd.5; BLUMESBERGER 2002, 1509; TRAGL 2007; POSCH 2009, 275, 497f.; UB MedUni Wien/van Swieten Blog.


[1] UA, PA, fol. 1, Personalangabe, o. D.

[2] ÖStA/AdR, PA, Curriculum vitae, August 1945.

[3] Felix Czeike, Historisches Lexikon Wien. Bd. 5, Wien 1997.

[4] Vgl. UA, PA, fol. 1, Personalangabe, o. D.

[5] Felix Czeike, Historisches Lexikon Wien. Bd. 5, Wien 1997.

[6] ÖStA/AdR, PA, Personenstandesblatt, 6. 8. 1945.

[7] Ebd., BMU GZ 63909/Pr. III-B/47, Vermerk, o. D.

[8] ÖStA/AdR, Curriculum vitae, August 1945.

[9] Michael Hubenstorf, Medizinische Fakultät 1938–1945, in: Gernot Heiß u.a. (Hg.), Willfährige Wissenschaft. Die Universität Wien 1938 bis 1945, Wien 1989, 233–282, 257.

[9a] Herbert Posch, Akademische "Würde". Aberkennungen und Wiederverleihungen akademischer Grade an der Universität Wien im 19. und 20. Jahrhundert, ungedr. phil. Diss. Univ. Wien, Wien 2009, 275, 497f.

[10] UA, PA, fol. 6, Staatsamt f. VA an MED Dekanat, 10. 9. 1945.

[11] Czeike, Lexikon.

[12] Wer ist wer in Österreich, Wien 1951.

[13] Felix Czeike, Historisches Lexikon Wien. Bd. 5, Wien 1997.

Andreas Huber


Erich Zdansky, Entzug der Venia legendi per 2. Dezember 1938, Bried vom 8. Dezember 1938, ©Archiv der Universität Wien

Erich Zdansky, Wiederverleihung der Venia legendi, per 10. September, Brief vom 17. September 1945, © Archiv der Universität Wien
Für Fragen oder Kommentare zu dieser Person benützen Sie bitte unser: » Feedback-Formular.