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Felix Deutsch

Geb. am: 09. August 1884
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene WissenschafterInnen
Felix DEUTSCH, geb. am 9. August 1884 in Wien, gest. am 2. Jänner 1964 in Cambridge/USA, war der Sohn von Nathan Deutsch (Bankbeamter, gest. 1889) und dessen Frau Franziska geb. Bruckner. Nach der Reifeprüfung am Staatsgymnasium in Wien 3 (1903) studierte er Medizin an der Universität Wien (Promotion 1909). Während seines Studiums wurde er Mitglied der jüdischen Studentenverbindung Kadimah.
1912 heiratete er die aus München stammende, gerade eben promovierte Medizinerin und spätere Psychoanalytikerin Helene Rosenbach (1884–1982), 1917 wurde der gemeinsame Sohn Martin geboren. Helene Deutsch arbeitete 1912-18 unbezahlt an der Psychiatrischen Klinik von Professor Julius Wagner-Jauregg, begann anschließend eine psychoanalytische Ausbildung und wurde Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung, dessen Lehrinstitut sie aufbaute und bis zu ihrer Emigration leitete.
Felix Deutsch arbeitete u.a. als Internist im Krankenhaus Wieden in Wien und wurde 1919 an der Universität Wien habilitiert und lehrte fortan als Privatdozent für Innere Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Als Internist befasste er sich v.a. mit Herzkrankheiten und richtete 1919 die erste Klinik für Organneurosen ein. Er gilt als ein Pionier der Psychosomatik, führte er doch führte 1927 den Begriff "psychosomatisch" wieder in die wissenschaftliche Diskussion ein. 1922 wurde er in die Wiener Psychoanalytische Vereinigung aufgenommen und beteiligte sich an der Einrichtung eines ersten Psychoanalytischen Ambulatoriums. 
Felix Deutsch wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen verfolgt und am 22. April 1938 als Dozent für Innere Medizin enthoben ("Venia legendi widerrufen") und von der Universität Wien vertrieben. 
Seine Ehefrau und sein Sohn, der spätere MIT-Professor Martin Deutsch, hatten bereits 1934 während des Austrofaschismus Österreich verlassen und waren über Zürich/Schweiz  in die USA emigriert. Felix Deutsch war ihnen 1935 in die USA gefolgt, wo er von 1939 bis 1941 als erster Professor für Psychosomatische Medizin an der Washington University in St. Louis, Missouri, sowie an der Harvard University lehrte und Zeitschrift Psychosomatic Medicine gründete. 1951-1954 war er Präsident der Boston Psychoanalytic Society. Bis zu seinem Tod 1964 lebte er in Boston.


Lit.: freundlicher Hinweis von Oswald Glaser, 2015; FISCHER Bd. 1 1932; KILLY Bd. 2 1995MERINSKY 1980, 35; Elke MÜHLLEITNER, Biographisches Lexikon der Psychoanalyse, 1992; RÖDER Bd. 2 1983; TETZLAFF 1982UB MedUni Wien/van Swieten Blog.


Katharina Kniefacz

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