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Ernst Bachstez (Bachstetz)

Geb. am: 20. Mai 1888
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene WissenschafterInnen
Ernst BACHSTEZ (BACHSTETZ), geb. am 20. Mai 1888 in Baden b. Wien, gest. am 11. August 1954 in Wien, war Privatdozent für Augenheilkunde an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Er wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen verfolgt und am 22. April 1938 seines Amtes enthoben, seine Venia legendi wurde widerrufen ('hat bis auf weiteres zu ruhen') und er von der Universität Wien vertrieben. Bachstez besuchte das Schottengymnasium in Wien und studierte anschließend Medizin an der Universität Wien. Während seines Studiums war er für zwei Jahre am pathologisch-anatomischen Institut unter Weichselbaum, ein halbes Jahr an der Klinik Neusser sowie ein halbes Jahr an der Klinik Chvostek tätig, während er 1912 zum Dr. der gesamten Heilkunde promovierte. Nach vier Monaten an der chirurgischen Abteilung unter Büdinger war er ab Oktober 1912 als Operateur unter Dimmer (I. Augenklinik) sowie ab 1. Oktober 1913 als Assistent unter Bernheimer und Meller tätig. In dieser Position verblieb Bachstez bis 1920, wobei er von Mai bis Oktober 1915 sowie von Dezember 1916 bis Kriegsende am Ersten Weltkrieg teilnahm. Er leitete in einem Feld- sowie in einem Garnisonsspital in Sarajevo die Augenabteilung. Nach dem Krieg folgte die Ernennung zum ersten sowie zum ordentlichen Assistenten (1920), 1922 die Habilitation für Augenheilkunde auf Basis einer Arbeit über die Verfettung der Hornhaut. 1926 trat er als Leiter der Augenabteilung des Mariahilfer Spitals seinen Dienst an und sollte diese Position bis 1938 innehaben. Nach dem "Anschluss" wurde Bachstez' venia per 22. April 1938 "aus wichtigen Gründen des öffentlichen Wohles" widerrufen,[1] zumal er gemäß der NS-Rassendoktrin als "Mischling 1. Grades" galt.[2] Überdies verlor er auch seinen Posten am Mariahilfer Spital, während ihn sowohl die Gesellschaft der Ärzte wie auch die Ophthalmologische Gesellschaft von der Mitgliedschaft ausschlossen. Dem Reichsärzteregister zufolge konnte er per 1. Juli 1939 seine seit 1920 bestehende Privatklinik bzw. augenärztliche Praxis weiterführen, wiewohl die Zulassung ab 20. August 1943 – zumindest bis März 1944 – ruhend gestellt wurde.[3] Nach Kriegsende kehrte Bachstez an die Universität Wien zurück, nachdem ihm das Staatsamt für Volksaufklärung im August 1945 die Lehrbefugnis wieder verliehen hatte.[4] Seinen Posten im Mariahilfer Spital nahm er allerdings nicht wieder ein, wiewohl er von nun an als Konsiliarius an zwei Spitälern der Gemeinde Wien tätig war. In seinen letzten Lebensjahren hatte Bachstez mit einem Innenohrleiden zu kämpfen, wobei er Merinsky zufolge nach überwundener Krankheit verstarb, nachdem er zu früh ins Berufsleben zurückgekehrt war.[5] In seiner wissenschaftlichen Arbeit hatte sich Bachstez hauptsächlich der Klinik und ihrer Probleme gewidmet, während auch die Darstellung und Erklärung seltener Krankheitsbilder im Fokus seiner Forschungen stand. Sein Hauptaugenmerk galt insbesondere der Neurologie des Auges.[6]
Lit.:
Bundesarchiv/Reichsärzteregister; Österreichisches Staatsarchiv/AVA, PA Bachstez; Archiv der Universität Wien/MED PA 22MÜHLBERGER 1993, 18; MERINSKY 1980, 12-13; UB MedUni Wien/van Swieten BlogPLANER 1929TEICHL 1951

[1] UA, RA GZ 677-1937/38, O.-Nr. 62, Österreichisches Unterrichtsministerium an MED Dekanat, 22. 4. 1938.

[2] ÖStA/AVA, PA, Min. f. i. u. k. A. GZ IV-36559-2, c (1938), MED Dekanat an Min. f. i. u. k. A., 22. 9. 1938

[3] BArch, Reichsärzteregister.

[4] UA, PA, fol. 51, Staatsamt f. VA an MED Dekanat, 22. August 1945.

[6] Ebd.

Andreas Huber

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