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Klara Wolf

Geb. am: 10. Oktober 1914
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene Studierende
Klara WOLF, geb. am 10. Oktober 1914 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Tochter von Chaim Moses/Moritz Wolf (Buchhalter, 1885-1944) und seiner Frau Cilla (geb. Kutten, 1882-1944), wohnte in Wien 9, Wilhelm Exnergasse 22. Sie hatte am 19. Juni 1933 am Mädchenrealgymnasium des Frauenerwerbsvereins in Wien 6 die Reifeprüfung (Matura) abgelegt und begann im Wintersemester 1933/34 an der Universität Wien Psychologie und im Nebenfach Völkerkunde/Ethnologie zu studieren. Parallel zum Studium praktizierte sie von 1933 bis 1935 auch in den Wiener städtischen Kindergärten und legte 1935 die Staatsprüfung für Kindergärten ab. Sie war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Philosophischen Fakultät im 8. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Psychologie und Anthropologie (Absolutorium ausgestellt am 14. Februar 1938). Sie hatte sich am 14. Februar 1938 zu den Abschlussprüfungen ("Rigorosen") in Psychologie angemeldet und das "einstündige Rigorosum" im Nebenfach Völkerkunde/Ethnologie am 19. Februar 1938 absolviert (Prüfer: Prof. Koppers, Prof. Weninger). Nach dem "Anschluss" 1938 war sie vorerst aus rassistischen Gründen gezwungen ihr Studium abzubrechen doch konnte sie am 28. Juni 1938 doch noch ihre Dissertation mit dem Titel "Zum Problem der Bewegungswahrnehmung" einreichen (ursprünglich betreut von Prof. Charlotte Bühler, nach deren Vertreibung beurteilt von Prof. Tumlirz und Prof. Eibl), die am 7. Juli 1938 auch approbiert wurde. Am 8. Juli 1938 konnte sie auch zum zweistündigen Rigorosum noch antreten (Prüfer: Tumlirz, Eibl). Sie konnte somit, nach längerer Unsicherheit, doch noch ihr Studium abschließen und am 21. Juli 1938 unter zahlreichen symbolischen Diskriminierungen im Rahmen einer "Nichtarierpromotion" promovieren, bei gleichzeitig ausgesprochenem Berufsverbot im gesamten Deutschen Reich. Sie musste aus Wien flüchten und emigrierte 1938 nach England und konnte in der US-Botschaft in London am 18 Jänner ein US-Visum erhalten und reiste am 27. Jänner 1939 mit der SS President Harding von Southampton in die USA aus, wo sie am 4. Februar 1939 in New York, NY, ankam.
Ihre Eltern konnten nicht mehr rechtzeitig aus Wien flüchten und wurden am 20. Jänner 1944 nach Westerbork/Theresienstadt deportiert und am 28. Oktober 1944 von Theresienstadt in das KZ Auschwitz und überlebten nicht.
Klara Wolf arbeitete zwischen 1942 und 1945 als Research Assistant der Community Service Society in New York und anschließend bis 1947 als Administrative Assistant des US State Department arbeitete. Sie wurde 1947 Executive Secretary an der San Mateo County Child Guidance Clinic in Kalifornien, bis sie 1950 eine Stelle als Ass. Prof. und Acting Director an der Child Guidance Clinic des College of Medicine Evangelist in Los Angeles erhielt.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1933-1938, Rigorosenakt und -protokoll PHIL Nr. 14213, Promotionsprotokoll PHIL 1931-1941 Nr. 2847; GEUTER 1986, 281; KEINTZEL/KOROTIN 2002, 821; WEITZEL 2000, 93; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 501; POSCH 2009, 367; www.genteam.at www.ancestry.de www.doew.at.


Katharina Kniefacz und Herbert Posch


Nationale von Klara Wolf, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Vorderseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Nationale von Klara Wolf, Wintersemester 1937/38 (1. Formular Rückseite), Foto: H. Posch (c) Archiv der Universität Wien

Klara Wolf, Eintrag 2847 'Nichtarierpromotion' 21. Juli 1938, Promotionsprotokoll Philosophische Fakultät 1931-1941, Foto: Herbert Posch, (c) Archiv Universität Wien
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