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Fritz Finaly

Geb. am: 26. März 1906
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene Studierende

Fritz FINALY, geb. am 26. März 1906 in Klosterneuburg/Niederösterreich, (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Samuel Finaly (Oberoffizial der ÖBB in Ruhe, gest. am 27. Februar 1931), wohnte in Wien 19, Pantzergasse 21/26.

Er war bis Sommersemester 1932 als ordentlicher Student im 10. Semester mit Stipendium der Gemeinde Wien, von Sommersemester 1934 bis zuletzt 1937 als außerordentlicher Student an der Medizinischen Fakultät inskribiert und befand sich 1938 bereits im Stadium der Abschlussprüfungen. Er konnte, nach längerer Unsicherheit, doch noch sein Studium abschließen und am 21. Juli 1938 unter zahlreichen symbolischen Diskriminierungen im Rahmen einer 'Nichtarierpromotion' promovieren, bei gleichzeitig ausgesprochenem Berufsverbot im gesamten Deutschen Reich.

Er emigrierte mit seiner Frau Anni, geb. Schwarz (geb. am 18. Februar 1915 in Gmünd), Tochter des Textilhändlers Friedrich Schwarz in Gmünd, in die Tschechoslowakei, später weiter nach Frankreich. Ihre letzte bekannte Wohnadresse war 8 Ch. Pont Proullier in La Tronche bei Grenoble. Beide wurden im Februar 1944 verhaftet, nach Drancy und von dort am 7. März 1944 weiter nach Auschwitz deportiert (Transport Nr. 69), wo sie ermordet wurden.
Annis Eltern Friedrich und Irma Schwarz wohnten noch bis 1944 in Wien, dann wurden sie nach Minsk deportiert und dort ermordet. Ihr Bruder Otto Schwarz emigrierte noch 1938 nach Shanghai - er kehrte 1947 nach Gmünd zurück, wo er 1972 starb.

Anni und Fritz Finalys 1941 und 1942 geborenen Söhne, Robert und Gerald, wurden von französischen Katholiken gerettet und getauft. Ihre Rückführung an die überlebenden Schwestern von Fritz Finaly stieß auf große Schwierigkeiten. Selbst als ein Gericht der leiblichen Familie die Kinder zusprach, wurden diese - um sie als Katholiken zu bewahren - zuerst in die Schweiz, später ins Baskenland unter falscher Identität verbracht. Erst Jahre später konnten sie 1953 zu ihrer Tante Jehudith, geb. Finaly, und ihrem Onkel Moshe Rosner nach Gedera/Israel, ziehen. Der ältere Sohn Robert wurde Arzt (er praktizierte als pediatric surgean in der Forschungsuniversität "Soroka" in Beer-Sheva), sein jüngerer Bruder Offizier der israelischen Armee. Der Fall wurde als "Finaly Affäre" bekannt.


Lit.: freundliche Hinweise von Miriam Lava, geb. Rosner, Bnei-Dror/Israel, 2009, und von Heimo Gruber, Büchereien Wien, 2013; POLLEROSS 1996, 18f, 32, 43, 135; KNIEFACZ/POSCH 2017b; zur Geschichte der Kinder vgl. Ö1-Hörbilder 2024 und Ö1-podcast 2024.


Katharina Kniefacz und Herbert Posch


Fritz Finaly, Eintrag 4085 'Nichtarierpromotion' 21. Juli 1938, Promotionsprotokoll Medizinische Fakultät 1929-1942, Foto: Herbert Posch, (c) Archiv Universität Wien

Fritz Finaly (c) Elan & Miriam Lava


Fritz Finaly und seine Frau Anni, geb. Schwarz (c) Elan & Miriam Lava

Nationale von Fritz Finaly, Sommersemester 1932 (Vorderseite), Foto: Katharina Kniefacz (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Fritz Finaly, Sommersemester 1932 (Rückseite), Foto: Katharina Kniefacz (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Fritz Finaly, Wintersemester 1936/37 (Vorderseite), Foto: Katharina Kniefacz (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Fritz Finaly, Sommersemester 1936 (Vorderseite), Foto: Katharina Kniefacz (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Fritz Finaly, Wintersemester 1936/37 (Rückseite), Foto: Katharina Kniefacz (c) Universitätsarchiv Wien

Nationale von Fritz Finaly, Sommersemester 1936 (Rückseite), Foto: Katharina Kniefacz (c) Universitätsarchiv Wien
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