Born: | 04-16-1885 |
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Karl Arthur KOLISCHER, geb. am 6. April 1885 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Sohn von Rechtsanwalt Dr.iur. Friedrich Kolischer (1847-1915) und Mathilde Kolischer, geb. Hönigsmann (1850-1920), wohnte in Wien 19, Zehenthofgasse 11/5 war seit Jänner 1938 als Oberstaatsbibliothekar in Pension aber noch an der Universitätbibliothek tätig.
Obwohl er 1916 aus der israelitischen Kultusgemeinde ausgetreten und zum evangelischen Glauben (AB) konvertiert war, wurde er im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, die Universität Wien zu verlassen.
Er hatte am Realgymnasium Wien 1, Stubenbastei, 1903 mit Erfolg die Reifeprüfung (Matura) abgelegt und anschließend an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien zu studieren begonnen und promovierte am 21. November 1907 in Romanistik zum "Dr.phil." (Dissertation: "Die Vertretung der indogermanischen Labiovelare im Keltischen") und wurde anschließend zum Praktikanten an der Universitätsbibliothek ernannt wo er aus Platzmangel seinen dienst aber erst am 2. November 1908 antrat udn bis zu seiner Pensionierung 1938 arbeitete, zuletzt als als Oberstaatsbibliothekar.
Er publizierte 1914 in den Mitteilungen der k.k. Geographischen Gesellschaft in Wien die Studie "Ζur Entdeckungsgeschichte Amerikas. Die Normannen in Amerika vor Columbus".
Er hatte am 1. August 1916 in der evangelischen Stadtpfarrkirche AB die Gymnasiallehrerin für Mathematik und Physik Dr. phil. Helene Sperber geheiratet (1886-1964)
Er studierte neben seiner Berufstätigkeit auch Medizin und promovierte am 26. März 1926 zum "Dr.med."
Er war bis 1938 an der Bibliothek der Universität Wien tätig, wurde im Zuge des Novemberpogroms 1938 am 10. November 1938 verhaftet, schwer misshandelt und wegen seiner jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten vertrieben. Er konnte mit seiner Frau am 12. Mai 1939 nach Schweden ausreisen, wo sie fortan in Uppsala lebten. Im April 1942 wurde ihnen daraufhin beiden die Deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt
Karl Arthur Kolischer starb am 9. September 1944 in Uppsala, Schweden.
Lit.: Archiv der Universität Wien, Rigorosenakt und -protokoll PHIL 2312, Promotionsprotkoll PHIL 1905-1913 Nr. 361; Wiener Stadt- und Landesarchiv; Österreichisches Staatsarchiv ÖStA/AdR/BMF/VA 34617, ÖStA/AdR/BMF/AHF 7299 und NHF 29211; BLUMESBERGER 2002, 720; GAUGUSCH 2011, 1498f.; Walter MENTZEL, Die Interessensvertretungen österreichischer Bibliothekar*innen in der Ersten Republik, in: Alker-Windbichler, Bauer und Köstner-Pemsel, Hg., 75 Jahre VÖB. 1946–2021, Wien 2021, 93–124, 103; REITER-ZATLOUKAL/SAUER 2023; freundlicher Hinweis von Dr.in Barbara Sauer, Wien 04/2023.
Herbert Posch