| Geb. am: | 25. Juni 1919 |
| Fakultät: | Juridische Fakultät |
| Kategorie: | Vertriebene Studierende |
Friedrich Eugen FRENKEL (FRANKLYN), geb. am 25. Juni 1915 in Wien (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Sohn von Dr. Hermann Frenkel (1883–?, Rechtsanwalt) und Klara Eva Frenkel, geb. Winkler (1892-?), wohnte in Wien 1, Neutorgasse 12, war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Juridischen Fakultät im 3. Studiensemester inskribiert.
Er wurde im Nationalsozialismus nach dem "Anschluss" aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.
Auch sein Vater wurde als Jude im Nationalsozialismus verfolgt, seine Rechtsanwaltslizenz wurde ihm entzogen und er musste seine Kanzlei schließen und aus Wien flüchten. Es gelang ihm und seiner Frau rechtzeitig die Ausreise - sie wurden in Wien am 28. September 1938 abgemeldet mit "Adresse unbekannt".
Friedrich Eugens jüngerer Bruder Ernst Jakob Frenkel (Ernest Jacob Franklyn, 1917–2006) konnte im Herbst 1938 nach Luzern/Schweiz ausreisen, die Eltern waren zu diesem Zeitpunkt in Klaipeda/Litauen.
Friedrich Eugen selbst stelle am 1. November 1938 ein Unterstützungsansuchen an die Auswanderungsabteilung der Fürsorgezentrale der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und versuchte über Oslo/Norwegen nach China zu emigrieren, was kurzfristig scheitert und versucht dann, über Belgrad nach Brüssel und weiter nach China zu kommen. Nur vier Monate nach diesem Antrag wird Kleipeda, wohin seine Eltern vorerst flüchten konnte, vom Deutschen Reich annektiert. Friedrich Eugen war es gelungen, am 12. April 1939 in Aschkelon bei Tel Aviv im britischen Mandatsgebiet Palästina [Israel] zu landen.
Nachdem sich alle Familienmitglieder erfolgreich dem Zugriff des Dritten Reichs entzogen hatten, wurde allen vier Personen im Juli 1941 die Deutsche Staatszugehörigkeit aberkannt sowie ihr Vermögen zugunsten des Dritten Reiches beschlagnahmt (rechtswirksam durch Verlautbarung im Deutschen Reichsanzeiger Nr. 165 vom 18. Juli 1941).
Seinem Vater wurde als eine weitere Rechtsfolge 1942 von der Universität Wien aus der 1910 erworbene Doktorgrad aus rassistischen Gründen aberkannt, da er im Nationalsozialismus "als Jude als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig" galt (wurde erst 1955 wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung für "von Anfang an nichtig" erklärt).
Friedrich Eugen wurde im Mai 1943 in die britische Armee in Palästina einberufen und erhielt am 26. August 1946 in Tel Aviv die dauerhafte Aufenthaltserlaubnis und Staatsbürgerschaft in Palästina [Israel]. Er war damals verheiratet mit Hanna, geb. Eppel(?) und sie hatten ein Kind, Amnon, und lebten in Tel Aviv. 66, Hayarkon street und er arbeitete als "commercial agent".
Über sein weiteres Leben ist bislang wenig bekannt, außer einem Hinweis des Dekans vom April 1947 auf Frenkels letzter "Nationale" von 1937, dass der Name des Studenten Friedrich Eugen Frenkel, laut dessen Soldbuch der britischen Armee, ausgestellt am 18. Mai 1942, in "Franklyn" umgeändert wird - es ist unklar, ob Frenkel als Soldat der britischen Besatzungsmacht ins Nachkriegs-Wien kam und allenfalls seine Studien wieder fortsetzte, oder ein - aber ein Studienabschluss an der Universität Wien ist weder unter "Frenkel" noch unter "Franklyn" bis 1955 nachweisbar.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale IUR 1937–1938, IUR GZ 974 v. 4.4.1947; Deutscher Reichsanzeiger Nr. 165 vom 18. Juli 1941; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 386; POSCH 2009, 412; SAUER/REITER-ZATLOUKAL 2010, 139 (2. Aufl. 2022, 260); www.myheritage.at.
Herbert Posch