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Wolfgang Pauli

Geb. am: 11. September 1869
Fakultät: Medizinische Fakultät | Medizin Universität Wien
Kategorie: Vertriebene WissenschafterInnen
Wolfgang PAULI, geb. am 11. September 1869 in Prag, gest. am 7. November 1955 in Zürich, war 1938 emeritierter ao. Professor für Biologisch-physikalische Chemie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Er wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen verfolgt und am 22. April 1938 seines Amtes enthoben und von der Universität Wien vertrieben. Er konnte nach Zürich/Schweiz emigrieren. Pauli, Sohn eines Buchhändlers,[1] studierte Medizin, Physik und Chemie in Prag[2] und promovierte hier 1893.[3] Anschließend war er als Assistent am Rudolfspital sowie an der Poliklinik in Wien tätig[4] und habilitierte sich 1899[5] an der Universität Wien für Innere Medizin. 1899 konvertierte er vom jüdischen zum römisch-katholischen Glauben und avancierte vier Jahre später zum Leiter der Physikalisch-Chemischen Abteilung an der Biologischen Versuchsanstalt.[6] Die nächste wichtige Station in Paulis Biographie markiert die Ernennung zum Extraordinarius 1913.[7] Während des Ersten Weltkrieges Chefarzt am Kriegsspital Grinzing,[8] erhielt er 1920 den Titel eines o. Prof. verliehen[9] und wurde zugleich Vorstand des Instituts für physikalisch-chemische Biologie.[10] Pauli hatte zuvor eine Berufung als Ordinarius an die Universität Laibach abgelehnt.[11] 1922 übernahm er als Vorstand das neu errichtete Institut für medizinische Kolloidchemie.[12] Nach seiner Versetzung in den dauernden Ruhestand per Ende September 1934 hatte er weiterhin die provisorische Leitung des Instituts inne, während er an der Universität Wien weiter als Honorarprofessor wirkte.[13] Nach dem "Anschluss" untersagte ihm das Unterrichtsministerium die weitere Ausübung seiner Honorarprofessur[14] da er gemäß der "Nürnberger Rassengesetze" als "Jude" galt. Pauli flüchtete noch 1938 nach Zürich in die Schweiz, [15] wo er im Chemischen Institut der Universität Zürich unter Paul Karrer arbeiten konnte. [16] Nach Kriegsende kehrte er nicht mehr nach Österreich bzw. an die Universität Wien zurück. Pauli war Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (1904), korrespondierendes Mitglied der Wiener (1937) sowie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1950).[17] Vor dem "Anschluss" war er auch Vorsitzender der physikalisch-chemischen Sektion der Akademie der Wissenschaften in Wien.[18] Ab 1948 Ehrenmitglied des Vereins österreichischer Chemiker[19] verlieh ihm das Bundesministerium für Unterricht im Juli 1954 das Ehrendoktorat für Medizin.[20] Er war außerdem Inhaber des Haitinger-Preises der Akademie der Wissenschaften (1916) und des Leonard-Preises der deutschen Kolloidgesellschaft (1921).[21] Paulis Hauptarbeitsgebiete waren die Elektrophorese, medizinische Kolloidchemie, Elektrodialyse sowie physikalische Chemie der Pflanzenkolloide. Zu seinen bekanntesten Veröffentlichungen zählen "Elektrochemie der Kolloide" (1929) und "Kolloidchemie der Eiweißkörper" (1935).[22]



Lit.: Österreichisches Staatsarchiv/AVA: PA Pauli; Archiv der Universität Wien/MED PA 393, RA GZ 677 ex 1937/38; Doris Freudig/Klaus Günther Collatz, Lexikon der Naturwissenschaftler. Astronomen, Biologen, Chemiker, Geologen, Mediziner, Physiker. Heidelberg/Berlin u. a. 1996; KILLY/VIERHAUS 1995-2000, Bd. 7, 1998; MERINSKY 1980, 187-188; MÜHLBERGER 1993, 29; PLANER 1929; RÖDER 1983, Bd. 2; TEICHL 1951; Franz Seelich, Nachruf, in: Die Feierliche Inauguration des Rektors der Wiener Universität für das Studienjahr 1956/57, Wien 1957, 44; DEICHMANN 2001, 115, 122, 157, 189, 379, 393; Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Österreichischen Akademie der WissenschaftenUB MedUni Wien/van Swieten Blog.


[1] Franz Planer (Hg.), Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft, Wien 1929.

[2] Walther Killy/Rudolf Vierhaus (Hrsg.), Deutsche Biographische Enzyklopädie. Bd. 7, Berlin u.a. 1998.

[3] UA, PA, fol. 5, Personalangabe, o. D.

[4] Killy, Enzyklopädie.

[5] UA, PA, fol. 5, Personalangabe, o. D.

[6] Killy, Enzyklopädie.

[7] Franz Seelich, Nachruf, in: Die Feierliche Inauguration des Rektors der Wiener Universität für das Studienjahr 1956/57, Wien 1957, 44.

[8] Planer, Jahrbuch.

[9] ÖStA/AVA, Staatsamt f. Inneres und Unterricht Nr. 17.736/1920, Österreichische Präsidentschaftskanzlei an Präsidium des Staatsamtes für Inneres und Unterricht, 3. 9. 1920.

[10] Seelich, Nachruf, 44.

[11] Vgl. ÖStA/AVA, fol. 24, Pauli an MED Dekanat, 3. 1. 1920.

[12] Seelich, Nachruf, 44.

[13] UA, PA, fol. 130, BMU an MED Dekanat, 26. 7. 1934.

[14] UA, RA GZ 677-1937/38, O.-Nr. 62, Österreichisches Unterrichtsministerium an MED Dekanat, 22. 4. 1938.

[15] Werner Röder/Hannah Caplan (Hrsg.), Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Bd. 2, München 1983.

[16] Seelich, Nachruf, 44.

[17] Killy, Enzyklopädie.

[18] Werner Röder/Hannah Caplan (Hrsg.), Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Bd. 2, München 1983.

[19] Robert Teichl, Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen, Wien 1951.

[20] Vgl. UA, PA, fol. 153, MED Dekanat an Prof. Schwarzacher, 3. 2. 1958.

[21] Franz Planer (Hrsg.), Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft, Wien 1929.

[22] Doris Freudig/Klaus Günther Collatz, Lexikon der Naturwissenschaftler. Astronomen, Biologen, Chemiker, Geologen, Mediziner, Physiker. Heidelberg/Berlin u. a. 1996.

Andreas Huber


Entlassung Wolfgang Pauli, Beauftragung Nachfolger Hermann Barrenscheen, Wien 7. April 1938, © Archiv der Universität Wien
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