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Hans Mzik

Geb. am: 24. Juli 1876
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene WissenschafterInnen

Hans Mžik, geboren am 24. Juli 1876 in Rzeszów, Galizien/Österreich-Ungarn [Rzeszów/Polen], gestorben am 4. März 1961 in Wien/Österreich, war Privatdozent mit dem Titel – aber nicht der Funktion – eines außerordentlichen Professors für Orientalistik (Mittelalterliche und Neuere Geschichte und Kulturgeschichte des Orients und Historische Geographie des Orients und Armenische Sprache) an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien.

Er wurde im Nationalsozialismus aus "rassischen" Gründen verfolgt, 1938 seines Amtes enthoben und von der  Universität Wien vertrieben.

Hans Mžik war der Sohn eines k. u. k. Oberstleutnants und besuchte die Volksschule im 13. Wiener Gemeindebezirk und danach das Gymnasium Troppau [Opava/Tschechische Republik] sowie in Wien.[1] An der Universität Wien widmete sich Mžik vorerst dem Studium der Rechtswissenschaft, studierte aber ab dem Wintersemester 1898/99 ebenda an der Philosophischen Fakultät (wie auch vorübergehend in Leyden/Niederlande) orientalische Sprache, Geschichte und Geographie des Orients[2] und promovierte 1904 zum Dr. phil. Seine 1903 fertiggestellte Dissertation trug den Titel "Das Vezirat bei den Arabern". Im gleichen Jahr, also noch vor dem Studienabschluss, war er als Beamter in die damalige k. k. Hofbibliothek (heute: Österreichische Nationalbibliothek) eingetreten.[3] Am 30. Juli 1911 heiratete er Paula geborene Horschitz.[4]

1917 konnte er sich an der Universität Wien für Historische Geographie des Orients habilitieren; zwölf Jahre später erhielt er den Titel eines außerordentlichen Professors verliehen. Seine Lehrbefugnis wurde 1935 auf das Gebiet der Mittelalterlichen und Neuzeitlichen Geschichte und Kulturgeschichte des Orients und Historische Geographie des Orients ausgeweitet.[5] Hauptberuflich war er aber durchgehend in der Nationalbibliothek tätig, ab 1921 als Vorstand der Karten-Sammlung und ab dem Mai 1934 mit dem Titel eines Hofrates ausgezeichnet.[6]

Nach dem "Anschluss" wurde Hans Mžik in seiner Funktion als Oberstaatsbibliothekar per Ende Juli 1938 in den dauernden Ruhestand versetzt.[7] Von einer Maßnahme gemäß der Berufsbeamtenverordnung sah die Reichsstatthalterei allerdings ab.[8] Bereits davor, nämlich mit Schreiben vom 23. April 1938, war seine Lehrbefugnis an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien widerrufen worden.[9] Grund für diese Maßregelungen war die jüdische Herkunft seiner Frau Paula. Sie war am 17. Juni 1911 aus der Israelitischen Kultusgemeinde ausgetreten und zum evangelischen Glaubensbekenntnis übergetreten, um die Ehe mit dem (Protestanten) Hans Mžik eingehen zu können. Ihre Taufe war am 4. Juli 1911, also nur wenige Wochen vor der Hochzeit, erfolgt.[10] Von Hans Mžik ist auch eine Vermögensanmeldung dokumentiert, die als jüdisch geltende Bürgerinnen und Bürger sowie auch deren Ehepartnerinnen und Ehepartner in der NS-Zeit zu leisten hatten.[11]

In der Zweiten Republik kehrte Mžik, der bei Kriegsende im Mai 1945 im 69. Lebensjahr stand, nicht mehr an die Universität Wien zurück.

Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Herausgabe des bearbeiteten Berichtes "Die Reise des Arabers Ibn Batuta durch Indien und China (14. Jh.)" (1911) und das 1933 veröffentlichte Buch "Erdmessung, Grad, Meile und Stadion nach den altarmenischen Quellen".[12]

An ihn wird an der Universität Wien im "Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938" (2009) erinnert und auch auf dem "Denkmal für die im Nationalsozialismus vertriebenen Geschichte-Studierenden und -Lehrenden der Universität Wien | Wenn Namen leuchten" (2022).


Lit.: Österreichisches Staatsarchiv ÖStA/AdR/BKA/BBV; Archiv der Universität Wien UA/PH PA 2706, PHIL GZ 659 ex 1937/38; Herrmann DEGENER, Hg., Degeners Wer ist's. Eine Sammlung von rund 18000 Biographien, 10. Ausg., Berlin 1935; EMÖDI/TEICHL 1937TEICHL 1951; MÜHLBERGER 1993, 45; POSCH/FUCHS 2022, 192–193.


[1] UA, PH PA 2706, fol. 54, Curriculum vitae, 18. Mai 1916; Degener 1935; UA, Senat S 304.872, Personalbogen.

[2] UA, Nationale der Philosophischen Fakultät WS 1898/99.

[3] UA, PH PA 2706, fol. 54, Curriculum vitae, 18. 5. 1916.

[4] Herrmann Degener, Hg., Degeners Wer ist's. Eine Sammlung von rund 18000 Biographien, 10. Ausg., Berlin 1935.

[6] UA, PH PA 2706, fol. 21, BMU an Rektorat, 18. 5. 1934 (Abschrift).

[7] ÖStA / AdR, PA, Staatsamt f. VA an Mžik, 24. 11. 1945.

[8] Vgl. ÖStA/AdR, BKA, BBV, Der Staatskommissar beim Reichsstatthalter/Otto Wächter "an das ehem. Unterrichtsministerium", 31. 3. 1939.

[9] UA, PHIL GZ 659 ex 1937/38 ONr. 62, PHIL Dekanat an Mžik, 23. April 1938.

[10] Angaben laut den Datenbanken »Austritte in Wien aus der IKG 1868–1914« sowie »Konvertiten in Wien« (beide Datenbanken zusammengestellt von Anna Staudacher) und "Index der jüdischen Matriken Wien und NÖ", online unter www.genteam.at (zu-letzt abgerufen am 9. November 2021).

[11] Datenbank "Recht als Unrecht – Vermögensanmeldungen in Wien", www.genteam.at (zuletzt abgerufen am 9. November 2021).


Andreas Huber


Denkmal für die im Nationalsozialismus vertriebenen Geschichte-Studierenden und -Lehrenden der Universität Wien ("Wenn Namen leuchten", Iris Andraschek, 2022), Foto: Markus Korenjak, © Universität Wien
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