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Gertrud Herzog-Hauser

Geb. am: 15. Juni 1894
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Vertriebene WissenschafterInnen
Gertrud HERZOG-HAUSER, geb. am 15. Juni 1894 in Wien, gest. am 9. Oktober 1953 in Wien, war 1938 Pd für Klassische Philologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien. Sie wurde im Nationalsozialismus aus politischen Gründen verfolgt und 1938 ihres Amtes enthoben und von der Universität Wien vertrieben. Herzog-Hauser, Tochter eines Gymnasialprofessors,[1] studierte klassische Philologie, Altertumskunde, Germanistik und Philosophie in Wien und Berlin, promovierte 1916 in Wien (Dissertation: "Harmonias Halsband") und war anschließend im Schuldienst tätig.[2] Von 1917 bis 1937 unterrichte sie am Mädchenrealgymnasium in Wien-Josefstadt Latein und Griechisch und avancierte danach zur Schuldirektorin des Mädchengymnasiums Rahlgasse.[3] 1932 habilitierte sie sich mit der Arbeit "Soter. Die Vorstellung des Retters im altgriechischen Epos".[4] Nach dem "Anschluss", per 22. April 1938, widerrief das Unterrichtsministerium ihre venia,[5] während sie auch ihren Posten als Schuldirektorin im Mädchengymnasium Rahlgasse verlor. Herzog-Hauser galt gemäß der "Nürnberger Rassengesetze" als "Mischling 1. Grades", wiewohl sie praktizierende Katholikin war.[6] Über ihren Mann Carry Hauser, einen Antifaschisten, verhängten die Nationalsozialisten indes ein Arbeits- und Ausstellungsverbot. Während Carry Hauser daraufhin in die Schweiz emigrierte, flüchtete Herzog-Hauser mit ihrem Sohn nach Holland, wo sich die beiden in einem Altersheim versteckten und überleben konnten. Herzog-Hausers Bruder wurde von den Nationalsozialisten ermordet.[7] Nach Kriegsende ging sie vorerst in die Schweiz, bis 1946 die Wiederverleihung ihrer venia legendi erfolge und sie nach Wien zurückkehrte. Dort konnte sie in den Mittelschuldienst (Mädchengymnasium Wenzgasse) eintreten,[8] allerdings ihre vor dem "Anschluss" innegehabten Stellen nicht wieder erhalten. Eine Anstellung als außerordentliche Professorin an der Universität Wien blieb ihr ebenso verwehrt, und sie musste mit kleinen Lehraufträgen für lateinische Grammatik-Übungen ihr Auskommen finden. 1946 erhielt sie den Titel eines ao. Prof. verliehen. Drei Jahre später scheiterte die Bewerbung für eine Lehrkanzel an der Universität Innsbruck an antisemitischen Ressentiments.[9] In ihren Arbeiten beschäftigte sie sich v. a. mit der antiken Mythologie und Religionsgeschichte, dem römischen Kaiserkult, severischen Kaiserinnen, spätantiker Biographie sowie Antonius von Padua.[10] In ihren religionswissenschaftlichen und historischen Studien versuchte sie v. a. die Verwandtschaft von griechisch-römischer und jüdisch-katholischer Kultur zu belegen.[11] Davon abgesehen erwarb sie sich wesentliche Verdienste um die Mädchen- und Frauenbildung und die Fachdidaktik der Alten Sprachen sowie in der Lehrerausbildung.[12] Sie war in der Ersten Republik u. a. Vizepräsidentin des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen Österreichs.[13]
Lit.:
Österreichisches Staatsarchiv/AdR, PA Herzog-Hauser; Österreichisches Staatsarchiv/AVA, PA Herzog-Hauser; Archiv der Universität Wien/PH PA 1947, PHIL GZ 659 ex 1937/38; MÜHLBERGER 1993, 42; Eva CESCUTTI, Herzog-Hauser, Gertrud, in: KEINTZEL/KOROTIN 2002, 281f; Ilse KOROTIN/Heidi SCHRODT, Hg., Gertrud Herzog-Hauser (1894-1953). Klassische Philologin, Universitätsdozentin und Schuldirektorin, Wien 2009; PLANER 1929BiografiA.

[1] Renate GÖLLNER, Gertrud Herzog-Hauser und die Emanzipation, in: Ilse Korotin/Heidi Schrodt, Hg., Gertrud Herzog-Hauser (1894-1953). Klassische Philologin, Universitätsdozentin und Schuldirektorin, Wien 2009, 36-49, 38.

[2] Eva CESCUTTI, Gertrud Herzog-Hauser und die klassische Philologie, in: Korotin/Schrodt 2009, 17-25, 17-19.

[3] KOROTIN 2009, Anhang: Biographie, 84-85.

[4] CESCUTTI 2009, 17-19.

[5] UA, PHIL GZ 659-1937/38, O.-Nr. 70, PHIL Dekanat an Herzog-Hauser, 23. 4. 1938.

[6] CESCUTTI 2009, 21.

[7] GÖLLNER 2009, 47.

[8] KOROTIN 2009, Anhang: Biographie, 84-85.

[9] CESCUTTI 2009, 22.

[11] GÖLLNER 2009, 40.

[13] PLANER 1929.

Andreas Huber

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