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Stephan Brassloff

Geb. am: 18. Juni 1875
Fakultät: Juridische Fakultät
Kategorie: Vertriebene WissenschafterInnen
Stephan BRASSLOFF, geb. am 18. Juni 1875 in Wien, gest. am 28. Februar 1943 in Theresienstadt  [Terezín/Tschechische Republik], war 1938 ao. Prof. für Römisches Recht an der Juridischen Fakultät der Universität Wien.  Nach der Reifeprüfung am Obergymnasium in Wien 19 im Jahr 1893 studierte Stefan Brassloff an der Universität Wien Rechtswissenschaften, Alte Geschichte und Epigraphik, Klassische Archäologie und Klassische Philologie. Besonders wurde er von dem Rechtshistoriker Ludwig Mitteis geprägt, dem er 1897/98 vorübergehend an die Universität Leipzig folgte. 1898 schloss er sein rechtswissenschaftliches Studium an der Universität Wien ab und promovierte zum Dr.iur.
1903 wurde Brassloff für Rechtsgeschichte des Altertums habilitiert und lehrte fortan als Privatdozent an der Universität Wien. Er fungierte später auch als Mitglied der rechtshistorischen und der judiziellen Staatsprüfungskommission. Ab 1906 war er zudem als Lehrer an der Wiener Handelsakademie und als Strafverteidiger am Oberlandesgericht Wien aktiv.  1919 wurde Brasslof zum außerordentlichen Professor für Römisches Recht an der Universität Wien ernannt. Daneben befasste er sich auch mit jüdischer Rechtsgeschichte, Rechtstheorie sowie mit Fragen des Privatrechts und des Prozessrechts ein. Brassloff, der der Sozialdemokratie nahestand, engagierte sich auch für Sozialreformen u.a. für Gleichberechtigung von Frauen sowie für soziale Absicherung und arbeitete neben seiner Lehrtätigkeit auch zwei Jahrzehnte lang als ehrenamtlicher Rechtsberater in der Rechtsfürsorgestelle der Stadt Wien für Bedürftige.
Wegen seines Engagements und seiner jüdischen Herkunft wurde er 1925 Ziel einer Hetzkampagne der antisemitischen Deutschen Studentenschaft, die ein Disziplinarverfahren gegen ihn, eine Rüge von Seiten der Universität sowie eine Unterbrechung seiner Lehrtätigkeit nach sich zog. Er wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen verfolgt und bereits im März 1938 außer Dienst gestellt. Mit 22. April 1938 wurde er seines Amtes enthoben und im Juni 1938 in den „zeitlichen Ruhestand“ versetzt. Als ihm am 21. März 1939 zuletzt noch der Ruhegenuß aberkannt wurde, war er von Fürsorgeleistungen der IKG Wien abhängig.
1942 wurde er gemeinsam mit seiner Frau Ottilie nach Theresienstadt deportiert, wo seine Frau am 21. September 1942, Brassloff selbst am 25. Februar 1943 starb.

Lit.: Ausstellung "Bedrohte Intelligenz – Von der Polarisierung und Einschüchterung zur Vertreibung und Vernichtung im NS-Regime", Wien 2015; GOLD 1971; GÖPPINGER 1990.

Katharina Kniefacz

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